Die Basalen Förderklassen sind eine Schulform für mehrfach behinderte, pflegeabhängige Kinder und Jugendliche im Regelschulsystem.
Sie bestehen seit dem Schuljahr 1992/93 und werden in dualer Struktur gemeinsam mit dem Stadtschulrat für Wien geführt. Um individuelles Lernen zu ermöglichen, unterrichten LehrerInnen und PädagogInnen in Basalen Förderklassen zu zweit vier bis fünf SchülerInnen nach einem ganzheitlichen, bedürfnisorientieren Konzept.
Entstehung und Entwicklung der Basalen Förderklassen
Die Basalen Förderklassen wurden in enger Kooperation zwischen dem Wiener Stadtschulrat, den Wiener Sozialdiensten und der Stadt Wien (damalige Behindertenhilfe) entwickelt, um für jene Kinder und Jugendlichen einen Schultyp zu schaffen, die bis dahin häufig aufgrund ihrer Behinderung und der Sorge um ihre Gesundheit von der Schulpflicht befreit wurden. Aufbauend auf Vorarbeiten und Erfahrungen, die an Heilstättenschulen mit Förderklassen gemacht wurden, entstand ein neues Unterrichtsmodell. SonderschullehrerInnen und PädagogInnen in Basalen Förderklassen gestalten gemeinsam einen Unterricht, der den Bedürfnissen und Erfordernissen der Kinder und Jugendlichen entspricht.
Heute ist der Unterricht in den Basalen Förderklassen ein flächendeckendes Angebot für mehrfach behinderte, pflegeabhängige SchülerInnen in Wien. Die Erfahrungen zeigen, dass die SchülerInnen den Schulalltag problemlos und v. a. gesundheitlich stabil bewältigen und vom individuell gestalteten Unterricht profitieren. Die Zahl der schulpflichtbefreiten Kinder in Wien konnte unter zehn gesenkt werden, die Gründe sind meist medizinischer Art. Im Schuljahr 2018/19 besuchen 131 SchülerInnen diesen Schultyp, 52 davon nutzen das Zusatzangebot der Nachmittagsbetreuung.
Das Angebot
Der Unterricht bzw. die Nachmittagsgruppen werden nach individuellen Förderplänen für die SchülerInnen gestaltet, die entsprechend dem Prinzip der Ganzheitlichkeit die Entwicklung der verschiedenen Wahrnehmungsbereiche, der Motorik, der Kommunikation, des Sozialverhaltens und der Nahrungsaufnahme berücksichtigen.
Förderziele und Methoden
Im schulischen Kontext gilt der Lehrplan der Sonderschule für Schwerstbehinderte als Grundlage.
Das pädagogische Konzept konkretisiert die Inhalte und Rahmenbedingungen für die Basalen Förderklassen und Nachmittagsgruppen. Die PädagogInnen arbeiten im Teamteaching.
Als übergeordnete Orientierung dienen die Grobziele:
Da sein und wohlfühlen
Erleben und wahrnehmen
Miteinander sein und sich äußern
Bewegen und tätig sein
Leben gestalten und selbst bestimmen
Die Methoden umfassen alle einschlägigen pädagogischen und therapeutischen Ansätze (u.a. Basale Stimulation®), die dem Rahmen der pädagogischen Prinzipien und den inhaltlichen Erfordernissen entsprechen. Als Grundprinzipien gelten Umgang im Dialog, Ganzheitlichkeit und individualisiertes Lernen.
Medizinisch-pflegerische Inhalte vervollständigen das Angebot.
PädagogInnen
Zwei PädagogInnen unterrichten in einer Klasse vier bis fünf SchülerInnen und bringen unterschiedliche Qualifikationen mit. Die vom Stadtschulrat angestellten PädagogInnen haben eine Ausbildung zum/r SonderschullehrerIn absolviert; die von der Wiener Sozialdienste Förderung & Begleitung GmbH angestellten PädagogInnen haben verschiedene fachspezifische Ausbildungen im (heil-)pädagogischen, therapeutischen oder medizinisch-pflegerischen Bereich absolviert.
Nachmittags- und Ferienbetreuungsgruppen werden ebenfalls von jeweils zwei PädagogInnen (angestellt von der Wiener Sozialdienste Förderung & Begleitung GmbH) mit vier bis fünf SchülerInnen geführt.