Lena De Cillia

Lena De Cillia: Mit Kindern wachsen – und sie fit für die Schule machen
Als Lena De Cillia 2018 ihr Studium der Ergotherapie an der FH Campus Wien abschloss, war ihr Wunsch in die Pädiatrie zu gehen, also in die Arbeit mit Kindern. Zuvor sammelte sie Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Feldern: „Diese Vielfalt möchte ich nicht missen. Es war sehr spannend und bereichernd, in so viele Fachbereiche hineinzusehen.“ Vor drei Jahren führte ihr Weg schließlich ins Zentrum für Entwicklungsförderung (ZEF) der Wiener Sozialdienste. „Ganz klassisch über eine Stellenanzeige“, erzählt sie. „Allerdings kannte ich schon eine Kollegin, war direkt nach der FH einmal zum Hospitieren da und hatte mich damals schon umgeschaut, was es im ZEF gibt.“ Heute fühlt sie sich hier angekommen – in einem Berufsfeld, das zu ihr passt.

Warum eigentlich Ergotherapie?
Dass sie einmal Ergotherapeutin werden würde, war nicht von Anfang an klar. Zunächst studierte Lena Bildungswissenschaften und suchte anschließend nach einem Beruf, in dem sie Medizinisches und Soziales verbinden konnte. Zufällig stieß sie auf die Ergotherapie – und merkte schnell: Das ist genau das, was sie sucht.

„Das Besondere an der Ergotherapie ist, dass wir in die Lebenswelt der Menschen eintauchen“, erklärt Lena. „Ich erfahre viel über den Alltag von Familien, ihre Routinen, ihre Gewohnheiten – und genau dort setzen wir an. Wir schauen, welche Aktivitäten die Kinder brauchen, um gut durch ihren Tag zu kommen.“

Das kann ganz Unterschiedliches sein: Für die einen ist es wichtig, das Brot gut bestreichen zu können, für andere, den Löffel beim Müsli richtig zu halten. Manchmal geht es um scheinbar kleine Dinge, wie ob eine Familie beim Zähneputzen Wasser mit der Hand nimmt oder mit einem Becher. „Diese Details machen den Alltag aus – und wenn wir Schwierigkeiten und Ressourcen erkennen, können wir die Kinder gezielt unterstützen.“

Marte Meo: Eltern stärken durch positive Rückmeldungen
Neben den klassischen ergotherapeutischen Methoden hat Lena eine zusätzliche Ausbildung gemacht: Marte Meo Therapist. Marte Meo ist eine videogestützte Methode, die Eltern dabei unterstützt, ihre Kinder in ihrer Entwicklung noch besser zu begleiten.

„Ich filme kurze Spielsituationen und wir schauen uns gemeinsam an, was die Mutter oder der Vater schon alles gut machen“, erzählt Lena. „Zum Beispiel: aufmerksam warten, Dinge benennen oder dem Kind Zeit geben, etwas selbst auszuprobieren. Viele Eltern machen solche Dinge ganz intuitiv – aber im Alltag wird das oft übersehen.“

Das Feedback ist für die Eltern enorm wertvoll. „Viele Eltern hören oft, was nicht passt. Mit Marte Meo können wir sichtbar machen, was schon gelingt – und wie man das verstärken kann. Oft sehe ich, wie erleichtert die Eltern sind, wenn sie merken: Wir machen schon so vieles richtig.“

Alltag im ZEF: Vielfalt und Teamarbeit
In ihrem Arbeitsalltag schätzt Lena besonders die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Wenn sie das Gefühl hat, dass ein Kind zusätzlich logopädische Unterstützung braucht oder psychologische Abklärung sinnvoll wäre, bringt sie das im wöchentlichen Teammeeting ein. „Es ist sehr hilfreich, wenn andere Augen draufschauen. Manchmal machen wir auch Kombitermine – etwa zwei Therapeutinnen mit zwei Kindern – das ist dann ein Zwischenschritt, bevor die Kinder bereit für eine größere Gruppe sind.“

Auch die Tagesstruktur kann sich Lena flexibel einteilen. „Ich mag es, zwischen den Terminen etwas Zeit für Dokumentation zu haben. Andere Kolleg:innen wiederum nehmen sich lieber am Ende des Tages geblockt diese Zeit. Diese Freiheit macht es leichter, konzentriert und nachhaltig zu arbeiten.“

Erfolgsgeschichten aus der Therapie
Für Lena sind es oft die ganz konkreten Momente, die große Erfolge bedeuten. Sie erzählt von einem Kind, das überhaupt nicht malen wollte. „Wir haben die Aktivität auf den Boden verlegt und mit Autos und Tierfiguren gespielt – dort haben wir Straßen für Autos gemalt, Wasserstellen für Tiere und kleine Zoos. So kam das Kind spielerisch ins Tun. Irgendwann erzählten mir die Eltern stolz, dass es nun auch zu Hause begeistert zu Stift und Papier greift. Solche Rückmeldungen sind für mich echte Highlights.“

Ein anderes Beispiel ist das Anziehen lernen. „Viele Eltern helfen automatisch zu viel, etwa indem sie das T-Shirt einfach über den Kopf stülpen. In der Therapie zeigen wir: Wie legt man das Shirt hin? Wo ist vorne, wo hinten? Gemeinsam probieren wir die Teilschritte. Mit Geduld lernen Kinder so, selbstständig zu werden – etwas, das ihnen unheimlich viel Selbstvertrauen gibt.“

Sommergruppe „Fit für die Schule“
Ein besonderes Projekt ist die Sommergruppe „Fit für die Schule“, die Lena gemeinsam mit Kolleg:innen anbietet.

„Wir trainieren dort eine Woche lang alles, was den Schulstart erleichtert: Kooperationsfähigkeit, Konzentration, Zuhören, Nachfragen, aber auch ganz praktische Dinge – Schneiden, Kleben, Blätter in eine Mappe einordnen.“ Begleitet wird das Ganze von Geschichten und Abenteuern, die den Kindern Spaß machen und sie durch den Tag tragen.

„Viele Eltern sind überrascht, wie schnell die Kinder Fortschritte machen. Plötzlich klappt es mit dem Stift, oder ein Kind traut sich, die Lehrerin anzuschauen, wenn es etwas verstehen will. Das sind wichtige Schritte, die den Schulstart enorm erleichtern.“

Tipps für zukünftige Ergotherapeut:innen
Lena rät allen, die eine Karriere in der Ergotherapie überlegen: Hospitieren, hospitieren, hospitieren. „Ich habe vor meinem Studium in ganz verschiedenen Einrichtungen zugeschaut – das hat mir geholfen, sicher zu sein, dass ich diesen Beruf wirklich machen möchte. Außerdem schauen die Ausbildungsstätten sehr darauf, die Plätze an Personen zu vergeben, die sich sicher sind. Schließlich sind es teure und begrenzte Studienplätze.”

Balance, Team und Motivation
Arbeiten im Sozial- und Gesundheitsbereich ist intensiv. Deshalb hat Lena für sich entschieden, 30 Stunden zu arbeiten. „So habe ich genug Energie, um den Kindern meine volle Aufmerksamkeit zu geben. Denn sie brauchen 150 %.“

Ihre Motivation schöpft sie aus den Erfolgen im Alltag und aus der Unterstützung durch ihr Team. „Wir haben hier ein wertschätzendes Miteinander, auch von Seiten der ärztlichen Leitung. Das trägt mich sehr.“

Ihr Fazit: „Ergotherapie ist ein großartiges Berufsfeld. Man hat die Möglichkeit, viel auszuprobieren und Neues zu entwickeln. Jeder Tag bringt neue Begegnungen – und kleine wie große Erfolgsgeschichten. Genau das macht meinen Beruf so besonders.“